Alex Capus - Königskinder
Alex Capus – Königskinder
Titel: Königskinder
Autor: Alex Capus
Jahrgang: 1961
Nationalität: F/CH
Erscheinungsjahr: 2018
Verlag: Hanser Verlag
Seiten: 176
Und wieder ist ein Buch von Alex Capus erschienen. Ganz seiner Manier folgend, erzählt er die Geschichte einer historisch belegten Person. In diesem Fall ist es jene eines zurückgezogenen Alphirten im Greyezerland nahe der französischen Grenze. Er heisst Jakob. Jakob kann mit Kühen reden, und diese Gabe bringt ihn bis an den französischen Königshof, wo er die Schweizer Kühe für die Schwester vom Sonnenkönig hegt und pflegt. Doch was wäre eine Erzählung von Capus ohne eine Liebesgeschichte? Jakob verliebt sich in die Tochter eines reichen Bauerns. Sie heisst Marie. Und Marie verliebt sich in den eigensinnigen Jakob. Diese Liebe muss viele Hindernisse überwinden, bis Jakob und Marie in Versailles endlich zusammen sein können. Was dazwischen alles passiert, weshalb Jakob zum Militär gehen muss und warum ihn dieser Gang nach Frankreich führt, kann in Capus’ neustem Buch „Königskinder“ nachgelesen werden.
Pro
Mit „Königskindern“ erzählt Capus eine Geschichte, die romantischer nicht sein könnte und an Romeo und Julia erinnert. Ein einfacher Alpenhirt verliebt sich in die reiche Bauerntochter. Weiter auseinander könnten die Beiden im kleinen Greyezerland gesellschaftlich nicht stehen. Doch alle gegebenen Hindernisse überwinden sie, bis sie glücklich vereint am französischen Königshof für immer zusammenfinden. Die Rahmengeschichte bilden das Ehepaar Max und Tina. Charmant und mit Humor erzählt Max seiner Frau in ihrem eingeschneiten Auto die Geschichte von Jakob und Marie. Packend und teilweise bis ins kleinste Detail erzählt Max mit einer leichten und lebhaften Sprache seiner Tina Jakobs Leben, sodass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Besonders sticht dabei die Unterscheidung von historisch stattgefundenen Ereignissen und nachweisbaren Fakten zur Andichtung von fiktiven Elementen heraus. Damit erlebt die Leserin nicht nur eine zauberhafte Liebesgeschichte, sondern erhält ausserdem einen Einblick, wo sich Ideen für Geschichten finden lassen und wie aus historischen Fakten eine Erzählung entwickelt wird. Capus liefert eine Feel-Good-Erzählung, perfekt für gemütliche Stunden auf dem Sofa.
Wibke
Contra
Bilder von Capus’ neuem Roman bleiben
wenige: die gewaltige, dumpfe Schneeschicht, die alles bedeckt und eine
grauslige Kälte. Von dem her passt die harmlose Geschichte doch eigentlich
recht gut in die (Vor-)Weihnachtszeit. Aber mehr als eine von Stereotypen strotzende
historische Passage bleibt nicht übrig. Und dies kann wohl nicht der Anspruch
des Autors an dieses Büchlein gewesen sein. Es erfasst einen denn auch eher das
Gefühl einer leicht dahin geschriebenen Story, die einfache Sachen bedient,
sich ein bisschen anbiedert, in historischer Staffage und mitten im Kitsch. Die
Rahmenhandlung war schnell erzählt; da blieb zu viel Raum für eine
vorhersehbare Liebesgeschichte zweier Fribourger – eines Knechts und einer
Bauerntochter – ohne irgendeine Irritation, einen Hick, einen gut
ausgearbeiteten historischen Plot. Zu viele vielleicht lustig gemeinte alte
Worte vermasseln auch noch den Sprachgenuss. Leider bleibt einen nach den
“Königskindern” nur die Angst, dass man es mit Capus’ Bücher bald halten muss
wie mit den kalten Wintern, in denen die Geschichte spielt: Man freut sich im
Vornherein jedes Mal tierisch drauf und hofft dann nach kurzer Zeit, dass sie
schon vorbei wären.
Markus