Eveline Hasler - Tag der offenen Tür im Himmel
Autorin: Eveline Hasler
Jahrgang: 1933
Nationalität: CH
Erscheinungsjahr: 2017
Verlag: Nagel und Kimche
Seiten: 112
Eveline Hasler schickt zum dritten Mal Eleusius mit einem besonderen Auftrag los. Die Himmel-Crew brainstormt, wie sie den Himmel den Menschen näherbringen und ihre Attraktivität steigern können. Ein Open Day, ein Tag der offenen Tür, soll es richten. Durch ein Nadelöhr gelangt man an die Paradiespforten. In der Hölle trifft dieser Open Day auf Misstrauen, aber wird auch als die Gelegenheit angesehen, die Technologie des himmlischen Managements auszuspionieren. Ronaldino, ein Jungteufel, wird mit dem Spionageauftrag in den Himmel geschickt. Dort gefällt es ihm aber überraschend gut und er bekommt Zweifel, ob er in der Hölle am richtigen Ort ist.
Pro
Sie sind ein sicherer Wert: Eveline Hasler und ihre Engelsfigur «Eleusi». Mit erfrischendem Wortwitz und gekonnter Ironie führt der Engel durch das Buch «Tag der offenen Tür im Himmel». Dass es dort auch ziemlich menschlich zu- und hergehen kann, dafür sorgen allerlei witzige Gäste, darunter der noch nicht ganz fertige Höllenbewohner Ronaldino, wobei Ähnlichkeiten mit lebenden, realen Personen nicht ganz auszuschliessen sind. Hasler versteht es, tiefgründige Diskussionspunkte in eine kurzweilige Geschichte zu verpacken, eine junge und jugendliche Sprache zu gebrauchen ohne anbiedernd zu wirken. Und liefert trotz einer banalen Oberfläche viel Hintergrund. Lieben, Intrigen und Neid verbinden sich auf eine himmlische Weise mit den aktuellen Themen. Von der Toleranz der Religionen über (nationalistische) Mauerbauten bleibt wenig ausgespart, was heute unbedingt angesprochen werden muss: Damit der Tag im Himmel (auf Erden) kein vereinzelter bleibt.
MarkusContra
Hasler versetzt den Himmel sprachlich ins 21.
Jahrhundert. Mit Anglizismen wird die himmlische und höllische Landschaft
aufgepimpt. Die Abläufe im Himmel und der Hölle könnten genauso in jedem
grösseren Büro einer Firma passieren. Also alles sehr modern. Doch wird dadurch
nur versucht, die eher einfache Handlung attraktiver wirken zu lassen. Dies
gelingt unter anderem auch mithilfe flacher Witze und erzwungener
Situationskomik. Und damit nicht genug: Mit kitschiger Moral erklärt uns die Story, dass im Himmel vor dem himmlischen Management alle Menschen gut sind, Böses
wird vergeben, und, dass alle Menschen gleich sind, egal welcher Religion sie angehören. Im Himmel gibt es für alle einen Platz. So schön, nicht? Naja, wer dieses Buch nicht liest, hat auch
nichts verpasst.
Wibke