Kazuo Ishiguro - Klara und die Sonne

Titel: Klara und die Sonne

Autor: Kazuo Ishiguro

Geburtsjahr: 1954

Nationalität: J/GB

Übersetzung: Barbara Schaden

Verlag: Blessing

Seiten: 350

Im neusten Werk des Literatur-Nobelpreisträgers Kazuo Ishiguro steht Klara im Zentrum. Die titelgebende Figur ist eine KF, eine künstliche Freundin, ein humanoider Roboter. In der Welt von «Klara und die Sonne» leben solche KFs in den Familien und sind die besten Freund*innen der Kinder.

Am Anfang der Geschichte steht Klara noch im Laden zum Verkauf bereit. Danach wird sie vom Teeniemädchen Josie als persönliche KF ausgewählt und lebt fortan mit ihr, Josies Mutter und der Haushälterin in einem Haus. Zusammen mit dem Nachbarsjungen Ricky bildet Klara fortan den nahen Freundeskreis von Josie. Nach und nach wird klar, dass Josie nicht gesund ist und dass in der Familie nicht nur sie, das Kind, von der KF profitiert … 

Tilena

 

Pro

Kazuo Ishiguro lässt uns durch Klaras Augen die Welt neu entdecken. Nicht nur sieht man als Leserin die Welt in einzelnen Fenstern und in ihrer Vielfältigkeit. Auch erkennt Klara aufgrund ihrer Feinmotorik Unausgesprochenes und Gefühle, die teilweise nicht einmal Menschen wahrnehmen. Ishiguro lässt uns durch Klaras Sprache die Welt neu benennen: Klara bezeichnet die Dinge pragmatisch und schematisch, z.B. heisst die Frau, die das Haus von Josie und ihrer Mutter in Schuss hält, ganz einfach: Melania Haushälterin. Damit zeigt uns Klara, wie sich unsere Welt in Kategorien einteilen lässt und lässt uns gleichsam als Maschinenmensch unsere Welt neu erleben und wahrnehmen.  

Ishiguro nimmt den Trend der künstlichen Intelligenzen bzw. Freund*innen auf und bindet ihn in unseren Alltag ein. Er beleuchtet anhand der KFs kritische gesellschaftliche Themen und zeigt auf, wie kurzlebig Trends sein können. Ihm ist eine packende Geschichte gelungen, die zum Nachdenken und Diskutieren anregt.  

Wibke

 

Contra

Wüsste ich es nicht besser, hätte ich «Klara und die Sonne» als den ersten Roman gelesen, der vollständig von der Übersetzungswebsite «deepl» übersetzt ist. Und so ganz sicher kann ich mir leider auch nicht sein, wer für diese wabernde Sprache und somit auch für die Stimmung in diesem Buch verantwortlich ist: der Autor oder die Übersetzerin. Diese seelenlose Sprache klingt nicht nur wie ein textgeneriertes Unding aus einem Computer, sondern entfacht (vielleicht gerade deshalb) auch keinen Spannungsbogen. Sie flacht immer wieder ab, ohne dass der Leser mitgenommen, geschweige denn mitgerissen würde von der Geschichte, die es tatsächlich schafft, gleichzeitig creepy und langweilig zu sein. Sogar wenn man den Titel des Nobelpreisträgers auf dem Buchdeckel weglässt, darf man mehr erwarten als eine oberflächliche Story, welche die durchaus interessanten angeschnittenen Themen weder vertieft noch verarbeitet. Von einem «magischen Schleier in Kazuo Ishiguros Büchern» ist auf dem Klappentext die Rede. Es ist eher eine undurchsichtige, dichte Watte, in der die Geschichten verborgen liegen. Es bräuchte schon etwas mehr Sonne, um diese zu erhellen.  

Markus