Luca Ventura – Bittersüsse Zitronen
Titel: Bittersüsse Zitronen. Der Capri-Krimi
Autor: Luca Ventura
Geburtsjahr: unbekannt
Nationalität: unbekannt
Verlag: Diogenes
Seiten: 314
Auch der zweite Teil von Luca Venturas Capri-Krimi-Reihe entführt
die Lesenden auf die italienische Felseninsel. Doch stehen nicht die Stars und
Sternchen, die auf der Insel urlauben, im Zentrum, sondern die alteingesessenen
Familien und ihre Beziehungen.
Der Polizist Enrico Rizzi, born and raised auf Capri, und seine
norditalienische Kollegin Antonia Cirillo sehen sich mit einem tragischen
Verkehrs-Unglück konfrontiert. Elisa, Mitglied der etablierten
Zitronen-Produzenten-Familien Constantini, stirbt bei einem Unfall mit einer Ape.
Enrico Rizzi entdeckt Manipulationen am Fahrzeug, Elisas Tod war also kein
Unfall. Doch – wer wollte Elisa Constantini Böses? Oder war gar nicht Elisa das
Ziel des Anschlags? Rizzi und Cirillo ermitteln auf allen Ebenen und tauchen
dabei tief ins Limoncello-Business ab.
Tilena
Contra
Stell dir vor, du liegst am Strand in Italien: Es sind 40 Grad Celsius im Schatten und es riecht nach Zitronen. Du nippst an deinem Limencello, als ein junger braungebrannter Italiener auf seiner Vespa vorfährt und „Ciao Bella!“ ruft. So stelle ich mir Italien vor und so kitschig kann Italien sein. Italien kann aber auch unerträglich heiss und unerträglich laut sein. So zumindest in meiner Wahrnehmung.
Und genauso musst du dir den zweiten Fall um den Polizisten Enrico Rizzi vorstellen. So kitschig und gleichzeitig unerträglich. Rizzi wird als der tolle Superpolizist von Capri dargestellt, der so gar keine Lust auf eine Zusammenarbeit mit seiner neuen Kollegin Antonia hat. Deshalb ermittelt er lieber im Alleingang, da er ja alle auf der Insel kennt und Antonia eben nicht. Er versteht sich als einfühlsam, clever und als toller Liebhaber.
Als Leserin wird dir nicht übel von deinem Limoncello, sondern von den vielen Ereignissen, Wendungen und Personen, die sich auf Capri tummeln und besonders von der Figur Enrico Rizzi. Die ganze Story um den Superpolizisten ist genauso unerträglich wie die Passagen über die italienische Gesellschaft, die kritisiert wird, dass sie ihre Jugend in die Kriminalität treibt. Der Witz ist jedoch, dass schlussendlich nicht die italienische Jugend Elisa in den Tod getrieben hat, sondern eine Alteingesessene von Capri. Dass diese alte Frau sich mit Selbstmord der Justiz entzieht, ist dann quasi die tote Fliege in deinem Limencello.
Wibke
Pro
«Ein Regionalkrimi also. Schon wieder. Naja, immerhin spielt er auf Capri.» Das waren meine Gedanken, als ich erfuhr, welches Buch meine Kolleg*innen für das nächste Buechduell ausgesucht hatten. Das Cover versprach dann schon mal richtiges Bella Italia. Und ich wurde nicht enttäuscht: Auf rund 300 Seiten breitet Luca Ventura vor der Leserin die schönsten Seiten Italiens aus (auch wenn es da einen Mord und ein paar dunkle Geheimnisse gibt).
In einem nie abbrechenden Spannungsbogen lässt er den sympathischen, typisch italienischen Agente Rizzi den mysteriösen Unfalltod von Elisa untersuchen. Der sonnengebräunte Rizzi schiebt sich die Sonnenbrille in die gegelten Haare, schwingt sich auf seine Vespa und flitzt über enge Küstenstrassen, im Hintergrund der stahlblaue Himmel, im Vordergrund das türkisblaue Meer. Kann denn Italien schöner sein?
Rizzi ermittelt – typisch für zahlreichen Regionalkommissare, die aktuell in den Bestsellerlisten vertreten sind – eher nach Bauchgefühl. Den rationalen Gegenpart bildet seine Kollegin, Agente Cirillo. Ihre nüchterne, analytische Art ist auch für die Leserin wohltuend, wenn Luca Ventura mal wieder zu viele «Bella Italia»-Klischees aufs Mal ausgepackt hat.
Aber alles in allem: Solide Story, Charaktere mit klaren Konturen, eine Prise Liebe und Leidenschaft, Spannung bis zum Schluss und eine traumhafte Kulisse. Was wünscht man sich mehr von einer guten Strandlektüre?
Sara