Monika Helfer - Die Bagage
Titel: Die Bagage
Autorin: Monika Helfer
Geburtsjahr: 1947 in Au, Voralberg
Verlag: Hanser
Seiten: 160
Anfang des 20. Jahrhunderts, zuhinterst in einem abgelegenen Tal des Vorarlberg lebt „die Bagage“. Es sind die ärmsten der Armen, ihr Ruf im Dorf ist nicht der beste. Doch Josef und Maria sind schön - und stolz. Auch ihre Kinderwachsen als Aussenseiter auf. Als Josef in den Krieg muss, ist die Familie abhängig von den Almosen des Bürgermeisters und die schöne Maria wird zum Freiwild.Hundert Jahre später begibt sich die Autorin auf die Suche nach Marias Spuren. Wie war sie eigentlich, ihre Grossmutter Maria? Und was war da mit dem Norddeutschen, der plötzlich im Dorf auftauchte? Ist sie, die Autorin, wirklich ein Nachkomme dieses Norddeutschen? Wirkt Marias Schönheit als Fluch auch in ihr weiter? Und was hat das alles mit ihrer Lebensgeschichte, mit dem tragischen Tod der eigenen Tochter, zu tun? Monika Helfer verwebt die spärlichen Spuren ihrer Familiengeschichte zu einem feinen, fiktional-autobiografischen Roman.
Sara
Pro
Monika Helfer schafft es, zu beschreiben, aber nicht zu werten. Man lernt ihre Figuren kennen, ohne dass sie idealisiert oder verteufelt werden. Es ist eindrücklich, wie respektvoll und doch gnadenlos ehrlich die Autorin mit ihren Familienmitgliedern literarisch hantiert.
Das Buch ist ein Heimatroman im besten Sinne – da sind die Berge, da ist das Tal, da sind die politischen, familiären und gesellschaftlichen Verwicklungen im Dorf. Helfer geht respektvoll mit dem Genre um. Nie werden die Beschreibungen der Vorarlberger Gesellschaft und Landschaft kitschig oder beliebig. Man ist dabei in den engen Stuben, den schattigen Talecken und nimmt teil an den Sorgen und Nöten der Familie Moosbrugger.
Es sind die Stimmungen, die wir bei den Mitgliedern der «Bagage», den Verwandten der Autorin, mitbekommen. Als Leserin oder Leser darf man ihre Lebensläufe verfolgen und erfährt, was aus ihnen geworden ist – stets natürlich mit einigen Unschärfen und fiktionalen Episoden. Dabei bleibt die Autorin aber quellentreu und professionell. Das macht «die Bagage» zu einem gelungenen Erinnerungsbuch von hoher literarischer Qualität.
Tilena
Contra
Gute Bücher begleiten einen, beim Lesen – und manchmal lange darüber hinaus. Monika Helfer aber macht es den Leserinnen und Lesern des Buchs «Die Bagage» nicht einfach, dieses Gefühl zu empfinden. Zu einfach gestrickt sind die Geschichten, die hier erzählt werden. Die einzelnen Elemente finden leider kaum zusammen, auch wenn bei einigen nicht viel dazu fehlt. Vor allem am Anfang (und wer liest schon weiter, wenn man nach 50 Seiten nicht die Lust am Buch gefunden hat) ist es schwierig reinzukommen, weil einerseits die Sprache überbordend kunstvoll ist und andererseits die Geschichten bruchstückhaft erzählt sind. Es fehlen somit zwei Dinge: Eine komplette Geschichte und eine treibende Kraft in der Erzählung. Monika Helfer lässt uns nicht nur bezüglich dem Coverbild etwas ratlos zurück. Die Sprache der Autorin und die vielen Personen in den Erzählungen: Sie waren zwar da, aber beim Lesen begleitet haben sie mich nicht.
Markus