Nina Kunz - Ich denk, ich denk zu viel

Titel: Ich denk, ich denk zu viel

Autorin: Nina Kunz

Geburtsjahr: 1993

Nationalität: CH

Verlag: Kein & Aber

Seiten: 192

Nina Kunz ist noch keine dreissig, wurde aber schon zwei Mal zur «Kolumnistin des Jahres» gewählt, zuletzt 2020. Bei Kein & Aber ist nun in einem Sammelband ein Best-of ihrer Kolumnentexte erschienen. Die meisten stammen aus dem Tagi-Magi und beschreiben eine Art Phänomenologie des Zeitgeistes. Hegel spielt bei Kunz zwar keine Rolle, wohl aber eine Reihe anderer Philosophen, Dichter und Denker. Da, wo es um die aktuelle Feminismusdebatte geht, sind es freilich vor allem Denker und Denkerinnen. Sie dienen der Autorin als featuring artists zur Beschreibung von Phänomenen, die neumodisch klingen, dem zeitgenössischen Leser im Grundton aber sehr vertraut sind: «Workism», «Happychonder», «Rumination» oder «Newstalgia» – um nur eine kleine Auswahl an Begriffen zu nennen – stehen exemplarisch für die befremdlichen Auswirkungen der Pandemie und des Patriarchats, der technischen Digitalisierung und der kapitalistischen Selbstoptimierung. Zugleich bilden sie nur einzelne Tracks auf der Langspielplatte des Lebens, das wie das Buch von Nina Kunz in «Sinnkrisen», «Selbstzweifel» und «Sehnsüchte» unterteilt ist. Wobei wir wieder bei Hegel wären: Schon er wusste, dass das Leben sich ständig dreht. Die Gedanken der Autorin drehen sich mit. Selbst auf dem Cover, wo metaphorisch lila glänzende Schleifen kreisen.

Nora


Pro

Die Kolumnen und Artikel von Nina Kunz im Magazin kenne und mag ich sehr. Ihre intelligenten und zugänglichen Texte sind jeden Samstag eine Freude. Umso besser, als dass ich sie nun zwischen zwei Buchdeckeln im Gestell habe - und dazu noch neue Texte von der Autorin kennenlernen durfte. Kunz gibt das ganze Buch hindurch kleine Denkanstösse, die hängenbleiben - inspiriert von Sekundärliteratur. Diese ist dann auch in einem Literaturverzeichnis in bester akademischer Manier angegeben (praktisch, falls man weiterlesen will). Das klingt nun alles sehr trocken und steif und denkerisch. Nina Kunz versteht es aber, Impressionen aus dem Leben einzustreuen und wird dabei nie trivial oder exhibitionistisch. «Ich denk, ich denk zu viel» ist viel Gedachtes, aber nie zu viel - eine tolle Mischung.

Tilena