René Stauffer - Roger Federer. Die Biografie

Titel: Roger Federer. Die Biografie

Autor: René Stauffer

Nationalität: Schweiz

Jahrgang: 1959

Erscheinungsjahr: 2019

Verlag: Piper Verlag

Seiten: 352





Der Tennissport hat sich durch den 20-fachen Grand-Slam-Sieger Roger Federer verändert. Nie zuvor gab es so viele Tennisfans auf der ganzen Welt, die einen Tennisspieler derart bejubelten und für ihn um die ganze Welt reisten. Roger Federer hat aber nicht nur das Tennis revolutioniert, sondern hat sich zu einem internationalen Idol gemausert. René Stauffer begleitet ihn seit Beginn seiner Karriere persönlich. In der vorliegenden Biografie erzählt Stauffer von Federers ersten Schritten in der Tenniswelt, seiner fulminanten Karriere, den grossen Einschnitt durch seine langwierige Verletzungspause und das glorreiche Comeback von 2017. Stauffer beschreibt nicht nur detailliert entscheidende Matches in Federers Karriere, sondern zeigt den Charakter des Weltstars auf und macht ihn für die Leserin dadurch greifbarer.



Pro

Es ist nicht irgendeine Biografie, sondern die Biografie, wie der Untertitel sagt. Und für einmal stimmt der absolute Anspruch. René Stauffer beleuchtet alle Facetten des Planeten Federer: Die sporthistorischen Duelle mit Rafael Nadal in Wimbledon 2008 oder am Australian Open 2017, seine Entwicklung vom launischen jungen Mann zum Dominator des Welttennis. Zugegeben, das Buch ist eigentlich mehr Hagiografie als Biografie. Doch wer hätte eine solche mehr verdient als Roger Federer? Am interessantesten ist vielleicht der vierte Teil des Buchs, in dem es nicht um den Mann in kurzen Hosen geht, sondern um den Mann im Anzug. Stauffer bietet hier wenig bekannte Inneneinsichten in das System Federer: in seine Stiftung, die sich insbesondere für Kinder im südlichen Afrika einsetzt, in seine Arbeit als Präsident des Spielerrats der ATP, der sportpolitische Akzente setzt. Sein Vermächtnis, das macht das Buch klar, wird weit über Zahlen und Rekorde hinausgehen. Dieser Mann wird auch nach seiner Karriere nicht den Halt verlieren; da wird es keine Heiratsgeschichten geben – weder mit Jennifer Aniston noch Martina Hingis. Geradezu berührend sind die zahlreichen Anekdoten, die das Buch durchziehen: Federer, der jedem Journalisten das Gefühl gibt, er sei nur für ihn da; Federer, der sich nach dem Wohlbefinden der Kinder von noch so unwichtigen Vertretern der Tennisgilde erkundigt und sich nach Jahren an deren Namen erinnert; Federer halt, Maestro des Tennis und Champion der Menschlichkeit.

Heinz

 

Contra

Stell dir vor, es läuft das Wimbledon-Finale der Herren und keiner schaut zu. Was in der realen Tenniswelt kaum passieren dürfte, können gut zum Schicksal der neusten Roger-Federer-Biografie werden. Dagegen hilft auch die subtile Überhöhung Federers nicht, die sich durch das gesamte Buch zieht. Immerhin eine Sache, die konstant bleibt, während sich weder ein roter Faden finden lässt, noch sich ein Lesefluss einstellt: Vielleicht ist der fehlende rote Faden darin begründet, dass das Leben selbst die ursprünglich beabsichtigte Biografie zwischenzeitlich umgeschrieben hatte. Die informativsten Seiten werden somit diejenigen über Federers Gattin, seine Konstante und der rote Faden in seinem Leben. Alles andere ist eine Nacherzählung von längst Bekanntem, relativ einfache Erklärungen von Neuerungen ohne echte Hintergründe (warum beispielsweise hat man auf der Tour erst so spät mit grösseren Rackets gespielt?) und eine Aufzählung von Rekorden, die in ihrer Dichte und Spezialität beinahe lächerlich wirken. Wenn man schon sprachlich keine allzu grossen Erwartungen an ein solches Buch hegen kann – fairerweise muss man gestehen, dass die niedrigen Erwartungen in dieser Hinsicht nicht auch noch enttäuscht werden – so dürfte sie durchaus mehr sein als eine reine Aneinanderreihung von Informationen, die ins Leere zielen.

Markus